AMR im Fokus: Deutschland unterstützt EU-Transferable Exclusivity Vouchers –
++ DNAMR Workshop auf dem World Health Summit 2025

Berlin, 12. Oktober 2025 – Beim World Health Summit behandelte der Workshop des Deutschen Netzwerks gegen Antimikrobielle Resistenzen das Thema „Combating Antibiotic Resistance – The Role of Market Incentives in Europe for the Development of New Therapies “. Sprecherinnen und Sprecher: Dame Sally Davies, Special Envoy on Antimicrobial Resistance (AMR), Vereinigtes Königreich, Prof. Dr. Mathias Pletz, Universitätsklinikum Jena, Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Direktor, Deutschland, Dagmar Reitenbach, Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Takuko Sawada, Shionogi & Co., Ltd., Director and Vice President of the Board, Japan; Chair: Marc Gitzinger, CEO und Gründer von BioVersys, Schweiz
Highlights
Marc Gitzinger eröffnete den Workshop mit einem eindringlichen Appell: Die Entwicklung neuer Antibiotika stagniert, während die Bedrohung durch multiresistente Bakterien wächst. „Die Menschheit läuft Gefahr, in das Zeitalter vor der Entdeckung des Penicillins zurückzufallen“, so Gitzinger. Die Last der Antibiotika-Entwicklung liege größtenteils auf den Schultern kleiner Unternehmen, da große Pharmafirmen sich zunehmend zurückziehen. Anreizsysteme sind dringend notwendig.
Dame Sally Davies (Großbritannien) forderte ein grundlegendes Umdenken hinsichtlich der Bewertung von Antibiotika und bezeichnete diese als „kritische Infrastruktur“. Sie stellte das britische Abonnementmodell vor – bekannt als „Netflix“-Modell –, ein gestaffeltes, entkoppeltes Zahlungssystem, bei dem Unternehmen auf der Grundlage des geschätzten Werts ihres Antibiotikums für den National Health Service und die Patienten und nicht auf der Grundlage des Umsatzvolumens vergütet werden. Mit bis zu 23,7 Millionen Pfund jährlich für bahnbrechende Innovationen über einen Zeitraum von maximal 16 Jahren zielt das Modell darauf ab, Innovationen voranzutreiben und gleichzeitig einen verantwortungsvollen Umgang zu fördern. Sie betonte die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit und Führungsstärke – insbesondere innerhalb der G7, der EU und der G20 – um bewährte Ansätze zu skalieren, und forderte Investitionen von "Universal Owners" wie Pensionskassen, der Industrie und anderen Partnern, um diese gesellschaftliche Herausforderung“ anzugehen.
Dagmar Reitenbach (BMG) lieferte eine wichtige Neuigkeit auf EU-Ebene: Deutschland unterstütze im Rahmen des Pharmapakets die Einführung der Transferable Exclusivity Vouchers (TEVs) in der Fassung des Ratsmandats als Teil des EU-Arzneimittelpakets, d. h. eines Instruments, das einen positiven Marktanreiz setzt und gleichzeitig finanziell tragbar bleibt .. Auf nationaler Ebene stellte Reitenbach zudem die deutschen Maßnahmen vor: AMR-Botschafterin, Push- und Pull-Anreize, darunter Privilegierung im Nutzenbewertungsverfahren für innovative Antibiotika und Free Pricing seit 2023, um die Preisgestaltung für Reserve-Antibiotika zu flexibilisieren. Darüber hinaus unterstützt Deutschland international Public-Private-Partnerships wie GARDP und CARB-X sowie Initiativen wie das Global AMR R&D Hub.
Prof. Dr. Mathias Pletz (Universitätsklinikum Jena) machte deutlich, dass trotz Stewardship ständig neue Antibiotika benötigt werden, da Bakterien naturgemäß Resistenzen entwickeln. Ein eindrucksvolles Video veranschaulichte diesen evolutionären Prozess. Pletz wies zudem auf den signifikanten Anstieg von Antibiotika-Resistenzen in Deutschland infolge des Ukraine-Kriegs hin und betonte die sicherheitspolitische Dimension des Themas.
Takuko Sawada (Shionogi, Japan) unterstrich die gesellschaftliche Verantwortung ihres Unternehmens: „Wir stellen Wirkstoffe kostenfrei zur Verfügung, verfolgen aber natürlich auch wirtschaftliche Zwänge.“ Sawada zeigte großes Interesse an den Entwicklungen in Großbritannien und der Diskussion zu TEVs auf EU-Ebene, um innovative Ansätze für nachhaltige Antibiotika-Entwicklung zu unterstützen.
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