Gemeinsam gegen antimikrobielle Resistenzen: Strategien, Innovationen und internationale Zusammenarbeit

Internationale Woche gegen Antimikrobielle Resistenzen (WAAW)

Berlin, 15.11.2024 – Unter der Schirmherrschaft von Dr. Georg Kippels MdB, dem Vorsitzenden des Parlamentskreises gegen Antimikrobielle Resistenzen, fand ein Fachgespräch zu den Herausforderungen durch Antimikrobielle Resistenzen (AMR) in Deutschland sowie möglichen Lösungsansätzen statt. Diskutiert wurden u.a. zu Maßnahmen im Rahmen des Antibiotic Stewardship (ABS), wie vor allem Krankenhaushygiene und Förderung sowie Entwicklung neuer Antibiotika.

Das japanische Pharmaunternehmen Shionogi hatte die Veranstaltung mit dem Deutschen Netzwerk gegen Antimikrobielle Resistenzen organisiert, um den Wissensaustausch über Herausforderungen und internationale Best Practices zu fördern.

Dr. Alison Luckey von der Global Antibiotic Research and Development Partnership (GARDP) hob die Bedeutung einer Lizenz- und Technologietransfer-Vereinbarung mit Shionogi hervor. Diese soll den globalen Zugang zu Antibiotika wesentlich verbessern. Konkret betrifft dies ein Medikament zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen, darunter Lungen- und Harnwegsinfektionen, die gegen andere Antibiotika resistent sein können.

Krankenhaushygiene als Schlüsselfaktor

Dr. Jana Schröder, Chefärztin des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie am Klinikum Rheine, sprach über die Situation in deutschen Kliniken. Besonders hob sie die enge Zusammenarbeit des Klinikums Rheine mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten bei der Antibiotikatherapie hervor. Dr. Schröder unterstrich die Bedeutung der Antibiotic Stewardship-Strategie für einen verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika. Diese Strategie müsse in Deutschland weiter ausgebaut werden, um Resistenzen nachhaltig zu reduzieren. Sie wies daraufhin, dass auch marktbasierte Anreize zur Förderung der Entwicklung neuer Antibiotika ein wichtiger Bestandteil dieser Bemühungen seien.

Internationale Best Practices

Dr. James Koh vom National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in Großbritannien stellte das britische Modell zur Förderung neuer antibakterieller Therapien vor. Das sogenannte „Netflix-Modell“, das 2019 als Pilotmodell gestartet ist, sieht vor, dass die Regierung eine feste Jahresgebühr für die Verfügbarkeit antibakterieller Medikamente zahlt – unabhängig von der tatsächlich gelieferten Menge. Dieses Modell entkoppelt die Zahlungen an Hersteller von der verkauften Stückzahl und stellt eine innovative Methode dar, die Entwicklung neuer Medikamente zu fördern.

 

Europäische Perspektiven

Prof. Dr. Achim Hörauf, Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn, Mitglied im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung und im Deutschen Netzwerk gegen Antimikrobielle Resistenzen präsentierte das in der EU diskutierte Modell der Transferable Exclusivity Vouchers (TEVs). Dieses Modell sieht vor, die Marktexklusivität eines anderen Medikaments zu verlängern, um Investoren und Pharmaunternehmen zur Entwicklung neuer Antibiotika zu motivieren. Obwohl TEVs als ein mögliches Instrument gelten, um die Entwicklung dringend benötigter Medikamente zu fördern, wird das Modell derzeit nicht getestet. Laut Prof. Hörauf könnten TEVs eine zentrale Rolle bei der Schaffung von Anreizen spielen, jedoch sei die Einführung auf EU-Ebene aufgrund der heterogenen Gesundheitssysteme der Mitgliedsstaaten komplex. Gleiches gelte auch für das Netflix-System, das idealerweise ein System mit einer einzelnen Finanzierungsinstitution – wie im Falle von UK das NHS - voraussetze.

Politische Unterstützung in Deutschland

Dr. Franziska Kersten, stellvertretende Vorsitzende des Parlamentskreises gegen Antimikrobielle Resistenzen, betonte, dass das Thema im Deutschen Bundestag parteiübergreifend äußerst ernst genommen wird. Sie hob die Notwendigkeit hervor, den Austausch zu diesem Thema zu verstärken und internationale Ansätze in die Lösungsfindung einzubeziehen. Deutschland könne von anderen Ländern lernen und gemeinsam mit europäischen Partnern an nachhaltigen Strategien arbeiten.

Diese Diskussionen im Rahmen der Internationalen Woche gegen Antimikrobielle Resistenzen verdeutlichten die Dringlichkeit und die internationalen Dimensionen des Themas. Die Teilnehmenden aus Forschung, Wirtschaft und Politik waren sich einig, dass nur eine enge Zusammenarbeit auf nationaler, europäischer und globaler Ebene die Bedrohung durch AMR effektiv eindämmen kann.

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