Neukonstituierung des Parlamentskreises gegen Antimikrobielle Resistenzen

Berlin - Am Mittwoch, dem 24. September 2025, hat sich der Parlamentskreis Antimikrobielle Resistenzen (PKAMR) neu konstituiert. Damit wird die Arbeit der Parlamentariergruppe der letzten Legislaturperiode fortgeführt. Ziel des PKAMR ist es dieses wichtige Thema politisch in Deutschland voranzutreiben und die Umsetzung wirksamer Gegenmaßnahmen zu unterstützen.

Wir freuen uns, dass Herr Stephan Albani MdB) (CDU/CSU) und Frau Dr. Franziska Kersten MdB (SPD) gemeinsam den Vorsitz des PKAMR übernommen haben. Weitere Mitglieder sind Jens Behrens MdB (SPD), Simone Borchardt MdB (CDU/CSU), Susanne Hierl MdB (CDU/CSU), Sascha van Beek MdB (CDU/CSU) und Ophelia Nick MdB (Bündnis90/die Grünen) und Dr. Maria-Lena Weiss (CDU/CSU).

Dr. Franziska Kersten MdB begrüßte, dass auch in dieser Legislaturperiode das Parlament die Relevanz des Themas für Deutschland und Europa erkannt hat. Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zur Bekämpfung von AMR müssen gestärkt und im Parlament breit unterstützt werden.

Stephan Albani MdB betonte, Antibiotika seien eine tragende Säule moderner Medizin. Ohne sie wären Routineeingriffe wie Blinddarmoperationen, Gelenkimplantationen oder Krebstherapien mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Doch durch die weltweite Zunahme resistenter Erreger gerate dieses Fundament zunehmend ins Wanken. Er machte deutlich, dass das Parlament als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger die Bundesregierung auffordern müsse, entschlossen zu handeln. Denn: Auch bei verantwortungsvoller Anwendung entstehen neue Resistenzen – ein biologisch unvermeidbarer Prozess. Deshalb bedarf es kontinuierlich neuer Präparate und endlich eine tragfähige Entscheidung der Bundesregierung.

Prof. Dr. Jan Rybniker, Uniklinikum Köln, Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI), Mitglied im DNAMR, schilderte die dramatische Situation in deutschen Kliniken: In der EU sterben jährlich 9.600 Menschen unmittelbar an Resistenzen und rund 46.000 an mit AMR assoziierten Krankheiten. Ohne wirksame Gegenmaßnahmen drohe ein Rückfall in die Zeit vor der Entdeckung der Antibiotika. Die WHO betont: AMR ist ebenso dringlich wie Klimaschutz.

Martin Heidecker, Chief Investment Officer des AMR Action Fund hob hervor, dass fehlende Innovationen vor allem auf ein mangelndes Marktumfeld zurückzuführen seien. Besonders bei Reserveantibiotika ist die Marktsituation problematisch, da diese nur in eng begrenzten Fällen eingesetzt werden. Die absetzbaren Mengen erlaubten es daher nicht, die für die Entwicklung neuer Antibiotika erforderlichen Investitionen wieder zu erwirtschaften. Neue Anreizmechanismen sind dringend erforderlich. Kleine und mittlere Unternehmen verfügen häufig nicht über die nötigen Mittel, um neue Antibiotika bis zur Marktreife zu entwickeln. Weltweit arbeiten nur noch rund 100 Unternehmen an klinischer Antibiotikaentwicklung – ein Bruchteil im Vergleich zu anderen Therapiefeldern. Ohne gezielte politische Maßnahmen droht die Forschungs- und Entwicklungspipeline endgültig auszutrocknen.

Diskutierte Schwerpunktthemen:

  • Fehlende Pull-Incentives für Innovation: Die Entwicklung neuer Antibiotika reicht nicht aus. Um das Momentum zu halten, muss die Bundesregierung klare Positionen formulieren und Anreizsysteme auf den Weg bringen. Andere Länder wie Italien oder Großbritannien sind hier bereits deutlich weiter.
  • Ein spezifisch deutsches Problem ist die unzureichende Erstattung von Reserveantibiotika im stationären Bereich.
  • Stärkung des Forschungs- und Innovationsstandortes Deutschland: AMR-Investitionen sichern Arbeitsplätze und entlasten langfristig das Gesundheitssystem.
  • Surveillance und Monitoring: Deutschland konnte seinen EU-Berichtspflichten zuletzt nicht nachkommen. Verlässliche Daten sind jedoch Grundvoraussetzung für die Einführung wirksamer Anreizsysteme.
  • Umweltbelastung durch Antibiotikaproduktion: Erste Ergebnisse sind besorgniserregend. Höhere Umweltstandards an Antibiotika-Produktionsstätten sind dringend geboten, um eine Verunreinigung von Abwässern und damit das Risiko neuer Resistenzen zu minimieren. Hierfür müssen Anreize diskutiert werden.

Fazit: Ein nachhaltiges Anreizsystem auf europäischer und nationaler Ebene für die Erforschung und Entwicklung neuer, resistenzbrechender Antibiotika ist dringend erforderlich. Deutschland könnte hier Impulsgeber sein – für die nationale und europäische Versorgungssicherheit ebenso wie für die globale Gesundheitsvorsorge.

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