World Health Summit 2023

Kanada hat weltweit Vorbild Funktion bei der Entwicklung neuer Marktanreize für neue Antibiotika

Foto: © vfa/konrad

Berlin, 16.10.2023 – „Wir brauchen endlich marktbasierte Anreize zur Entwicklung neuer, resistenzbrechender Antibiotika“, war die übereinstimmende Meinung auf dem Podium der Expertinnen und Experten beim World Health Summit. Die Zunahme der Antibiotikaresistenzen könnte dazu führen, dass Operationen, Krebsbehandlungen, Kaiserschnitte, Hüftprothesen und Organtransplantationen nicht mehr durchgeführt werden können. Sie sind auf wirksame antimikrobielle Mittel angewiesen, um Infektionen zu verhindern.  Das Deutschen Netzwerk gegen antimikrobielle Resistenzen hatte mit dieser Veranstaltung den ersten gemeinsamen Auftritt auf dem WHS und bestritt auch den einzigen Workshop zum Thema Antibiotikaresistenzen.

Prof. Dr. Mathias W. Pletz, Institut für Infektionskrankheiten und Infektionskontrolle, Friedrich-Schiller-Universität, Jena unterstrich in seinem Eingangsstatement wie notwendig neue Antibiotika weltweit in der Gesundheitsversorgung sind. Er zeigte in einem Video die Fähigkeit von Bakterien sich zu entwickeln, zu überleben und sich weiter zu vermehren, trotz antimikrobieller Medikamente, die ursprünglich gegen sie wirksam waren. Da immer mehr Mikroorganismen gegen mehrere Medikamente resistent werden, schwindet die Zahl der wirksamen Behandlungsmöglichkeiten, im Krankenhausbetrieb können resistente Erreger, oft nur noch durch sogenannte Reserveantibiotika wirksam bekämpft werden.

Lesley Ogilvie, Director, Global AMR R&D Hub Secretariat beschrieb die großen Anstrengungen in der Forschung, zur Entdeckung und Entwicklung von neuen Wirkstoffen, um die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen zu verlangsamen. Der Wettlauf gegen Resistenzen sei voll im Gange. Das Wissen darum in der Gesellschaft sei geringe. Es bedürfe daher des Dialogs in der Mitte der Gesellschaft und Politik.  (siehe Slides)

Marc Gitzinger, Präsident Beam Alliance und Gründer der BioVersys AG betonte, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) der entscheidende Innovationsmotor im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen seien, da sie etwa 80 Prozent des AMR-Produktportfolios weltweit halten. Eindringlich forderte er mehr Unterstützung von Politik und Regierungen. Die Existenz- und Arbeitsbedingungen der KMU seien schwierig, weil sie in der Regel noch keine eigenen Umsätze generieren und daher von externen Investitionen abhängig. Öffentliche Investitionsprogramme für die Forschung würden helfen. (siehe Slides)

Kevin Outterson, Executive Director von Carb X beschrieb verschiedene Marktanreize die im Moment in den USA, Großbritannien, Japan und der Europäischen Union diskutiert werden. Er zeigte, dass zurzeit zahlreiche Forschende aus dem Gebiet der Antibiotikaforschung abwandern und ihr Wissen unwiederbringlich verloren gehe. Er appellierte daher, dass sofort gehandelt werden müsse. Wenn innerhalb der EU erst in fünf Jahren eine Lösung vorgeschlagen werde, sei das bereits zu spät. (siehe slides)

Joel Denis, Director General der Public Health Agency Canada, Centre for Vaccine and Therapeutics Readiness stellte den Entscheidungsprozess Kanadas dar, der zur Einführung von  Marktanreizen für neue Antibiotika geführt hat. Er beschrieb auch die vielen Hindernisse bis die Regierung sich entscheiden konnte, zu investieren. Die Umsetzung musste an den nationalen Kontext angepasst werden. (siehe slides)

Nachdem Antibiotikaresistenzen ein großes globales Problem sind, wird dieses Thema im Jahr 2024 bei der UN-Generalversammlung einen wichtigen Stellenwert erhalten. Diese Diskussionen wollen die Forschenden im kommenden Jahr, vor allem auch mit neuen Aktivitäten zu Marktanreizen für neue Antibiotika flankieren. Sie wollen endlich, den Mikroorganismen, die Resistenzen entwickeln, einen Schritt voraus sein.

Hier die Aufzeichnung der Veranstaltung

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